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Meditation

"Während Hören und Lesen den Samen der Schrift in den Boden unserer Seele pflanzen, sind andere Disziplinen das Wasser und die Sonne, die Gott benutzt, um das Wachstum und die Frucht der Christusähnlichkeit in unserem Leben hervorzubringen.“

Donald S. Whitney


In „Aufnahme von Gottes Wort“ ging es uns vor allen Dingen darum, sich überhaupt dem Bibellesen zu widmen und das möglichst viel zu tun - die Bibel möglichst auch mal ganz gelesen zu haben. Heute soll es darum gehen, wie das Bibellesen nachhaltige Auswirkungen auf unser Leben haben kann - wie es lebensverändernd wird. Der Schlüssel ist: Meditation (Nachsinnen). Biblisch gesehen ist „Meditation/Nachsinnen“ eng mit dem Auswendiglernen verbunden, weshalb dafür es dafür ein paar nützliche Tipps geben wird. (Glaubt uns: Es ist kinderleicht!)


"Ein Mensch mag jeden Tag an Gott denken und keinen Tag über Gott nachsinnen.“

William Bridge; The Works of the Reverend William Bridge









1 Was meint Meditation?

Hört man das Wort „Meditation“ denkt man heute leider in der Regel nicht an das Christentum. Selbst unter Gläubigen wird die Praxis der Meditation oft eher mit Yoga, transzendentaler Meditation, Entspannungstherapie oder einer New-Age-Praxis in Verbindung gebracht, als mit christlicher Spiritualität. Aber wir müssen uns vor Augen halten, dass Meditation (Nachsinnen) sowohl von Gott befohlen als auch von den geistlichen Größen in der Bibel vorgelebt wird. Nur weil eine Sekte bspw. das Kreuz als Symbol verwendet, heißt das ja auch nicht, dass wir Christen uns nicht weiter dieses Symbols bedienen sollten. Genauso sollten wir die biblische Meditation nicht verwerfen oder uns vor ihr fürchten, nur weil die Welt etwas tut, was sie „Meditation“ nennt.


Die Art der Meditation, zu der die Bibel anregt, unterscheidet sich nämlich grundsätzlich von anderen Arten der Meditation. Im Gegensatz zu einer Meditation, bei der man versucht seinen Geist zu leeren, geht es bei der christlichen Meditation darum, seinen Geist mit Gott und seiner Wahrheit zu füllen. Es geht also nicht darum, wie in der weltlichen Meditation, völlige geistige Passivität zu erreichen, sondern biblische Meditation ist konstruktive, geistige Aktivität.


Darüber hinaus verbinden wir Christen die Meditation mit dem Gebet zu Gott und mit verantwortungsbewusstem, geisterfülltem menschlichem Handeln, um Veränderungen zu bewirken, anstatt durch bloße „meditative Vorstellung“ in uns selbst unsere „eigene Realität“ zu erschaffen.

Meditation geht über das Hören, Lesen, Studieren und sogar Auswendiglernen als Mittel zur Aufnahme von Gottes Wort hinaus.

„Eine gute Veranschaulichung ist eine Tasse Tee. Im Bild gesprochen ist unser Geist die Tasse mit heißem Wasser und der Teebeutel steht für die Aufnahme von Gottes Wort. Das Hören von Gottes Wort ist wie das tiefe Eintauchen des Teebeutels in die Tasse. Ein Teil des Geschmacks wird vom Wasser absorbiert, aber nicht so viel wie bei einem gründlicheren Durchtränken des Beutels. Lesen, Studieren und Auswendiglernen von Gottes Wort sind wie ein weiteres Eintauchen des Tees zurück in die Tasse. Je häufiger der Tee ins Wasser kommt, desto durchdringender ist seine Wirkung. Meditation jedoch ist wie das vollständige Ziehenlassen, bis das komplette Tee-Aroma herausgezogen und das heiße Wasser gründlich rotbraun gefärbt ist. Nachsinnen über die Heilige Schrift bedeutet, die Bibel in unserem Gehirn ziehen zu lassen. Wenn wir über die Heilige Schrift meditieren, färbt das unser Denken über Gott, über Gottes Wege in seiner Welt und über uns selbst. So wie der Tee das Wasser aromatisiert, so "schmecken" oder erfahren wir durch die Meditation immer wieder die Realität, die uns der Text lehrt. Die Informationen auf dem Blatt werden zu einer Erfahrung in unserem Herzen, unserem Verstand und unserem Leben. Das Lesen der Bibel erzählt dem Gläubigen zum Beispiel von Gottes Liebe. Doch es ist erst die Meditation - das gezielte Nachdenken darüber - das auf angemessene Weise bewirken kann, dass sich ein Mensch wirklich von Gott geliebt fühlt.“ (Donald S. Whitney, Spiritual Disciplines for the Christian Life)


„Diejenigen Christen, die in ihrem geistlichen Leben am besten gedeihen, sind die, die am meisten nachsinnen."

Thomas Brooks


2 Beispiel aus der Bibel

Wahrer Erfolg ist denen versprochen, die über Gottes Wort nachsinnen (wörtlich: es (nach)murmeln).


Die das tun, deren Denken wird von Gottes Wort durchdrungen, das wiederum wird sich in dem Niederschlagen, was sie reden und letztendlich werden sie die kostbarste Frucht der Meditation ernten:


Das Handeln. Sie werden tun, was in Gottes Wort geschrieben steht. Als Folge davon lässt Gott ihren Weg gedeihen und beschenkt sie mit dem verheißenen „Erfolg“.


Warum? „Weil das "Streben, alles zu tun, was in Gottes Wort geschrieben steht“ im Grunde eine der biblischen Weisen ist, das zu beschreiben, was das Neue Testament als das „Streben nach Christusähnlichkeit“ bezeichnen würde - und Gott scheint es von Herzen gerne zu tun, die Übereinstimmung mit seinem Sohn zu segnen.“ (Donald S. Whitney, Spiritual Disciplines for the Christian Life)



3 Herausforderung: Informationsüberflutung

Wir haben heutzutage allerdings eine große Herausforderung. Deswegen sagen manche, dass Meditation über Gottes Wort in dieser Zeit für unseren geistlichen Zustand noch viel, viel wichtiger ist, als es noch im alten Israel der Fall war:

Wir leben heute in einer Zeit der absoluten Informationsüberflutung. Man sagt, durch das Internet verdoppelt sich das Gesamtwissen der Menschheit alle 12 Stunde (zum Vergleich: Bis 1900 war es noch alle 100 Jahre).

Das heißt, es stehen uns alle paar Minuten mehr neue Informationen zur Verfügung, als ein Mann wie Jonathan Edwards in seinem gesamten Leben im 18. Jahrhundert je hätte erfahren können…!


Aus diesem Grund ist es für uns heute schwieriger als je zuvor, unsere Gedanken zu sammeln und zu konzentrieren, insbesondere auf Gott und die Schriften der Bibel.


Das fröhliche Hören oder Lesen der Bibel kann da schnell wie ein kurzer Regenguss auf hartem Boden sein. Ungeachtet der Menge oder Intensität des Regens läuft das meiste ab und es versickert nur sehr wenig (wie bei dem stark lehmigen Boden bei uns hier in Thailand). Umgekehrt öffnet das Nachsinnen die Seele und lässt das Wasser des Wortes Gottes tief einsickern. Das Ergebnis ist geistliche Fruchtbarkeit und Gedeihen.


Vielleicht liest du fast jeden Tag in der Bibel und vielleicht auch andere christliche Bücher, hörst Podcasts und gehst zum Gottesdienst. Jede Woche hat man eine nahezu sintflutartige Menge von Gottes Wahrheit erfahren. Aber ohne etwas von dem Wasser des Wortes Gottes in sich aufzunehmen, wird sich durch den Kontakt nicht all zu viel verändern. Nachdem wir uns der Wahrheit der Schrift ausgesetzt haben, müssen wir sie in uns aufnehmen. Die Aufnahme der Schrift ist die Meditation.


„“Oh,“ sagt einer, „ich würde gerne an Gott denken, und ich würde von ganzem Herzen über Gott nachsinnen, aber die Arbeit der Meditation ist eine Arbeit der Zeit, sie wird Zeit kosten, und ich habe keine Zeit; meine Hände sind so voll von Geschäftigkeit und so voll von Aufgaben, ich habe keine Zeit für diese Arbeit. Die Meditation ist kein flüchtiger Gedanke, sondern sie ist ein Werk der Zeit und wird Zeit erfordern, und ich habe keine Zeit!“ Beachte daher, was David in Psalm 119 sagt: "Herr neige mein Herz zu deinen Zeugnissen“ - wie denn? "Wende meine Augen ab vom Anblick der Eitelkeit."

Der Weg, sein Herz zu den Zeugnissen Gottes zu neigen, besteht darin, seine Augen von diesen äußeren Eitelkeiten abzuwenden. Wollt ihr also über Gott und die Dinge Gottes nachdenken, dann achtet darauf, dass euer Herz und eure Hände nicht zu sehr von der Welt und ihren Beschäftigungen erfüllt sind...

Freunde, es gibt eine Kunst und ein göttliches Geschick der Meditation (des Nachsinnens), die niemand lehren kann als Gott allein. Wollt ihr sie haben, so geht zu Gott und bittet ihn um diese Dinge."

William Bridge; The Works of the Reverend William Bridge


4 Warum Bibelverse auswendig lernen so wichtig ist


Vielen geht es so, dass das Auswendiglernen von Bibelversen einem modernen Martyrium gleichkommt.

„Wenn man sie bitten würde, Bibelverse auswendig zu lernen, reagieren sie in etwa so eifrig, wie wenn man um Freiwillige bittet, sich den Löwen Neros zu stellen.“

Donald S. Whitney

Dafür gibt es primär zwei Gründe:

  1. Bei vielen ruft “Auswendiglernen“ ein Trauma aus der Schulzeit wach, das mit einem Gefühl von Sinnlosigkeit und Überforderung verknüpft ist und

  2. die meisten meinen auf Grund dieses Gefühls der Überforderung, dass sie kein gutes Gedächtnis haben.

Frage: Wenn dir jemand 1000 Euro böte für jeden Vers, den du bis Ende der Woche gelernt hast - würde sich da was an deiner Fähigkeit auswendig zu lernen, verändern? 
Was meinst du, wozu du auf einmal fähig wärst?

Letztendlich ist es also eine Frage der Motivation. Doch bis die sich mal aufmacht zu kommen, ist das einfache Tun „weil es richtig ist“ der beste Weg. Keine Sorge: Appetit kommt beim Essen - und die Motivation auswendig zu lernen kommt genau so schnell, wenn man einmal merkt, wie einfach es ist:

Mit dieser Technik kann man ohne Probleme auch ganze Bibelbücher auswendig lernen - 1 Vers pro Tag. Minimalster Zeitaufwand - Größter Gewinn!


Das Verrückte: Lernt man auch Verse auswendig, die man nicht versteht, so scheint sich alleine durch das Auswendiglernen häufig ein Verständnis der Verse einzuschleichen. (hier der Link zu dem kleinen Heftchen, aus dem diese Technik stammt - mit vielen weiteren guten Tipps und Hinweisen: https://scripturememory.com/downloadables/andrewdavis.pdf


„Ich habe in den Gefängnissen immer nur zwei Sorten von Christen getroffen. Solche, die gesagt haben: „Bin ich froh, dass ich so viele Bibelverse auswendig gelernt habe!“ und solche, die gesagt haben: „Hätte ich doch mehr Bibelverse gelernt!“

Brother Andrew, Open Doors


5 Was wird zum Bibelverse auswendig lernen in der Bibel gesagt?


Auswendiglernen gibt geistliche Kraft: „Ich bewahre dein Wort in meinem Herzen (= lerne es auswendig), damit ich nicht gegen dich sündige.“ (Psalm 119,11)


Auswendiggelerntes ist in der Anfechtung wie ein Schwert zur Verteidigung: „und nehmt auch …das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist.“ (Epheser 6,17)


Auswendiglernen stärkt den Glauben

In Sprüche 22,17 -19 heißt es: "Neige dein Ohr und höre die Worte der Weisen und nimm zu Herzen meine Erkenntnis!; Denn das wird angenehm sein, wenn du sie in deinem Innern bewahrst, wenn sie allesamt bereitstehen auf deinen Lippen.19 Damit du dein Vertrauen auf den HERRN setzt, lehre ich dich heute, ja, dich!“


Dein Herz an die Worte der Weisen zu hängen", von denen hier die Rede ist, und sie "in dir zu behalten", bezieht sich darauf, das Gehörte auswendig zu lernen. Beachtenswert ist der Grund, der hier genannt wird, um die weisen Worte der Schrift in unserem Herzen und "auf (unseren) Lippen" zu behalten: "Damit du dein Vertrauen auf den HERRN setzt.“ Das Auswendiglernen von Bibelversen stärkt den Glauben, weil es die Wahrheit immer wieder bekräftigt, oft gerade dann, wenn man sie wieder hören muss.


Das Auswendiglernen bereitet uns auf das Zeugnis und die Seelsorge vor

In Apostelgeschichte 2,14-40 ist uns eine Predigt von Petrus überliefert. Die Predigt erfolgte spontan, als sich die Gelegenheit dazu ergab und sie ist voller Zitate aus dem Alten Testament. Je mehr wir von der Bibel wissen, desto leichter ist es, von Dingen aus ihr zu erzählen. (Womit das Herz voll ist, das geht in den Mund über)

Auswendiglernen ist ein Mittel zur Führung durch Gott

„Ja, deine Zeugnisse sind meine Freude; sie sind meine Ratgeber.“ (Psalm 119,24) Konkret kann das bspw. ein Vers wie Eph. 4,29 sein, der einen immer wieder daran erinnert, sich über seine Worte Gedanken zu machen, bevor man sie über die Lippen lässt.

„Kein schlechtes Wort soll aus eurem Mund kommen, sondern was gut ist zur Erbauung, wo es nötig ist, damit es den Hörern Gnade bringe.“ (Eph 4,29)


Auswendiglernen regt zur Meditation an

Einer der am meisten unterschätzten Vorteile des Auswendiglernens von Bibelstellen ist, dass es zum Meditieren anregt. Wenn man einen Vers auswendig gelernt hat, kann man zu jeder Tages- und Nachtzeit über ihn meditieren/nachsinnen.


"Wie habe ich deine Weisung so lieb! Ich sinne über ihr nach den ganzen Tag.“

Psalm 119,97


Ob man in der Schlange steht, spazieren geht, Auto oder mit dem Zug fährt, am Flughafen wartet, das Haus putzt, im Garten arbeitet, das Baby in den Schlaf schaukelt oder Essen kocht: Wir können von der spirituellen Disziplin der Meditation profitieren, wenn wir ins Auswendiglernen investiert haben.


Das Wort Gottes ist das Schwert des Geistes, aber wenn uns physisch keine Bibel zugänglich ist, müssen die „Waffen des Wortes“ in der Waffenkammer unseres Geistes vorhanden sein, damit der Geist sie zur Verfügung hat:


„Stell dir vor, du stehst vor einer Entscheidung und brauchst Führung, oder du hast mit einer schwierigen Versuchung zu kämpfen und brauchst den Sieg. Der Heilige Geist sucht in deinem geistigen Arsenal und sieht sich nach verfügbaren Waffen um, aber alles, was er findet, ist ein Johannes 3,16, eine 1.Mose 1,1 und der Missionsbefehl. Wie können wir unser persönliches „geistliches Waffendepot“ mit einer Reihe von Waffen füllen, die der Heilige Geist einsetzen kann?“

(Donald S. Whitney)


Auswendiglernen mit Ziel

Prinzipiell lohnt es sich, ganze Passagen oder Bibelbücher auswendig zu lernen. Das mag manchem jedoch gleich zu ambitioniert sein. Vielleicht ziehst du es auch einfach vor, dich auf ein bestimmtes Thema zu konzentrieren, an dem der Herr gerade in deinem Leben arbeitet. Wenn dein Glaube schwach ist, lerne Verse über den Glauben auswendig. Wenn du mit einer schlechten Gewohnheit kämpfst, suche dir Verse, die dir helfen, erfolgreich gegen die Gewohnheit anzukämpfen.


Ein Mann sagte einmal zu Dawson Trotman, dass er befürchte, dass das Auswendiglernen von Bibelversen ihn hochmütig machen würde. Trotmans Antwort: "Dann lassen Sie ihre ersten 10 Verse Verse über Demut sein!"



Kein Prinzip des Auswendiglernens ist wichtiger als das Prinzip der Wiederholung. Ohne eine angemessene Wiederholung wird das meiste von dem, was man auswendig gelernt hat, schließlich wieder verloren gehen, aber wenn man einen Vers wirklich gelernt hat, kann man ihn in einem Bruchteil der Zeit, den man zum Sprechen benötigen würden, geistig wiederholen.


Wenn man einen Vers so gut kennt, braucht man ihn nur einmal pro Woche, einmal pro Monat oder sogar einmal alle sechs Monate zu wiederholen, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass man irgendwann einen Punkt erreicht, an dem man 80 % der Zeit des Auswendiglernens damit verbringt, Gelerntes zu wiederholen … Man sollte nicht darüber grummelig sein, dass man so viel Zeit darauf verwendet, seine Schwerter zu polieren. Stattdessen ist es Grund zur Freude, so viele zu haben!“

Donald S. Whitney


Man kann das Wiederholen übrigens während normaler Routinetätigkeiten machen wie Autofahren, Zähneputzen, abwaschen, usw.) oder:


Ein guter Zeitpunkt für die Wiederholung schon vertrauter Verse ist das Einschlafen.

Da man die Verse nicht mehr schriftlich vor sich liegen haben muss, kann man sie beim Einschlafen oder auch bei Schlafproblemen wiederholen und darüber meditieren. Wenn man nicht wach bleiben kann und einschläft, ist das völlig in Ordnung, denn das wollte und sollte man ja sowieso tun.

Und wenn man nicht einschläft, so ist die Zeit gut genutzt, sich mit den gewinnbringendsten und beruhigendsten Informationen, die es gibt, zu beschäftigen.


6 Worüber Meditieren?


Geht es dir nicht um einen konkreten Vers/Abschnitt, den du auswendig gelernt hast, dann wähle beim Bibellesen eine geeignete Passage oder Vers aus.


Am einfachsten entscheidest du, worüber du meditieren willst, indem du den Vers, den Satz oder das Wort aus der gelesenen Bibelstelle auswählst, das dir am eindrücklichsten war. Kehre also nach dem Lesen zu dem Abschnitt zurück, der deine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, und mache ihn zum Gegenstand deiner „Meditation“. (Das ist natürlich eine subjektive Herangehensweise, aber jede Herangehensweise ist in gewisser Weise subjektiv - aber mit dem Fokus auf eine absolut objektive Quelle)


Wenn du bspw. mit deinem Gedankenleben zu kämpfen hast und Philipper liest, dann solltest du wahrscheinlich über 4,8 meditieren: "Schließlich, Brüder, was immer wahr ist, was immer ehrenhaft ist, was immer gerecht ist, was immer rein ist, was immer lieblich ist, was immer lobenswert ist, wenn es irgendeine Exzellenz gibt, wenn es irgendetwas gibt, das des Lobes würdig ist, denkt über diese Dinge nach.“

Solltest du bei Johannes 4 sein, könntest du davon profitieren, über die Art und Weise, wie Jesus dort kommuniziert, nachzudenken und Parallelen zu deiner eigenen Situation ziehen. Spürst du eine Distanz zu Gott oder eine Trockenheit in deinem geistlichen Zustand?

Es ist eine gute Entscheidung, nach Hinweisen auf den Charakter Gottes zu suchen und sich auf sie zu konzentrieren.


Eine der konsequentesten und gewinnbringendsten Methoden, einen Abschnitt für die Meditation auszuwählen, besteht darin, die Hauptaussage des Abschnitts ausfindig zu machen und über ihre Bedeutung und Anwendung zu meditieren.

Die allgemeine Regel lautet also, dass man bei der täglichen Betrachtung von Bibelstellen sowohl lesen als auch meditieren sollten. Man liest ausführlich und breitflächig, etwa ein Kapitel oder mehr, und geht dann noch einmal durch, was man gelesen hat, um etwas Bestimmtes daraus als Schwerpunkt zum Nachsinnen zu finden.


Wichtig: Lese lieber wenig und meditiere viel!

Meditation bedeutet nicht, die Arme zu verschränken, sich im Stuhl zurückzulehnen und an die Decke zu starren. Das ist Tagträumen, nicht Meditation! Beim Tagträumen, lässt man seinen Gedanken freien Lauf, bei der Meditation/dem Nachsinnen konzentriert man sich auf seine Gedanken und führt sie bewusst. So richtet man die eigene Aufmerksamkeit auf einen Vers, einen Satz, ein Wort oder eine Lehre der Heiligen Schrift, die man ausgewählt hat. Anstelle von geistiger Ziellosigkeit gibt man der Seele in der Meditation eine Spur vor; Nachsinnen hat eine Richtung. Die Richtung, die dein Geist einschlägt, wird durch die Methode der Meditation bestimmt, die man wählt.

Donald S. Whitney nennt in seinem Buch „Spiritual Disciplines for the Christian Life“ 17 Methoden zur Meditation von Bibeltexten. Warum so viele? Weil man wahrscheinlich mit einigen dieser Methoden mehr anfangen kann, als mit anderen, während es bei anderen genau umgekehrt ist. Zudem tut Abwechslung gut.


7 Wie kann ich meditieren?


1. Verschiedene Wörter im Text hervorheben und betonen.

Beispiel: Johannes 11,25 „Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“

Ich bin die Auferstehung und das Leben.

Ich bin die Auferstehung und das Leben.

Ich bin die Auferstehung und das Leben.

Ich bin die Auferstehung und das Leben.

Ich bin die Auferstehung und das Leben.

Ich bin die Auferstehung und das Leben.

Ich bin die Auferstehung und das Leben.


Das Ziel ist es, tief über die helle Wahrheit nachzudenken, die einem in den Sinn kommt, wenn man den „Diamanten der Schrift“ dreht. Es ist eine einfache, aber effektiv Weise, die Tiefe einer Aussage zu erfassen (besonders dann, wenn man sich gerade nur schwer konzentrieren kann)


2. Den Text mit eigenen Worten wiedergeben


3. Die Grundaussage des Textes erfassen - was lehrt er?


4. Denke über eine gute Verbildlichung des Textes nach - Was für ein Bild würde ihn gut veranschaulichen? - Eine andere Möglichkeit, diese Methode anzuwenden, besteht darin, sie umzukehren und sich zu fragen, was dieser bestimmte Text illustrieren möchte. Ist es z. B. eine Veranschaulichung einer anderen Schriftstelle oder etwas in den Worten oder Taten Jesu?


5. Versuche eine Anwendungen des Textes zu finden.

Nachsinnen über einen Text, ohne danach Taten folgen zu lassen, ist wie Essen ohne Schlucken

6. In wiefern weist der Text auf das Gesetz und das Evangelium hin?


7. Danach fragen, wie der Text auf etwas über Jesus hinweist (-> Lukas 24,27). Oder: Man kann danach schauen, wie Jesus den Text erfüllt oder anwendet (wie wir es bei Psalm 23,1 sehen „Der Herr ist mein Hirte…“), oder umgekehrt, wie Er das vollkommene Gegenteil davon ist (wenn der Text von Sünde spricht). Schau danach, ob das, was gerade Gegenstand deines Nachdenkens ist, Bedeutung hat im Hinblick auf das, was Jesus durch sein Leben oder seinen Tod vollbracht hat oder eines Tages bei seiner Rückkehr tun wird. Wie Jesus uns gelehrt hat, sollten wir uns darin üben, den Text, der vor uns liegt, „christozentrisch“ zu betrachten.


8. Fragen, welche Frage beantwortet oder welches Problem durch den Text gelöst wird (z.B. mal bei dem bekannten Vers Johannes 3,16 machen)


9. Den Text durchbeten. Dazu ein kostbares Zitat von Georg Müller, das einen Einblick gibt, wie die Stille Zeit des „Mann des Gebets“ konkret aussah:

„Ich begann also von Anfang an, frühmorgens über das Neue Testament zu meditieren. Das erste, was ich tat, nachdem ich mit einigen Worten um den Segen des Herrn für sein kostbares Wort gebeten hatte, war, über das Wort Gottes zu meditieren und gleichsam jeden Vers zu erforschen, um Segen daraus zu gewinnen; nicht um des öffentlichen Dienstes des Wortes willen, nicht um zu predigen, worüber ich meditiert hatte, sondern um Nahrung für meine eigene Seele zu erhalten.


Das Ergebnis habe ich fast immer so gefunden, dass meine Seele nach einigen Minuten zum Bekenntnis oder zur Danksagung oder zur Fürbitte oder zum Bittgebet geführt wurde; so dass ich mich zwar nicht dem Gebet, sondern der Meditation hingegeben habe, sie sich aber fast sofort mehr oder weniger dem Gebet zuwandte. Wenn ich also eine Zeitlang ein Bekenntnis oder eine Fürbitte oder ein Bittgebet gesprochen oder gedankt habe, gehe ich zu den nächsten Worten oder Versen über, wobei ich alles in ein Gebet für mich selbst oder für andere verwandle, je nachdem, wie das Wort mich dahingehend führt, wobei ich aber immer vor Augen habe, dass die Nahrung für meine eigene Seele der Gegenstand meiner Betrachtung ist. Das Ergebnis ist, dass sich mit meiner Meditation immer ein gutes Maß an Bekenntnis, Danksagung, Bittgebet oder Fürbitte vermischt, und dass mein innerer Mensch fast ausnahmslos sogar spürbar genährt und gestärkt wird, und dass ich mich zur Frühstückszeit, von seltenen Ausnahmen abgesehen, in einem friedlichen, wenn nicht gar glücklichen Zustand des Herzens befinde.


Der Unterschied zwischen meiner früheren und meiner jetzigen Praxis ist also folgender: Früher begann ich nach dem Aufstehen so schnell wie möglich zu beten und verbrachte im Allgemeinen und verbrachte die ganze Zeit bis zum Frühstück im Gebet, oder fast die ganze Zeit. Auf jeden Fall habe ich fast immer mit dem Gebet begonnen. Aber was war das Ergebnis? Oft verbrachte ich eine Viertelstunde oder eine halbe Stunde oder sogar eine Stunde auf meinen Knien, bevor ich mir bewusst wurde, dass ich Trost, Ermutigung, Demütigung der Seele usw. erhalten hatte; und oft begann ich erst dann wirklich zu beten, nachdem ich die ersten zehn Minuten oder eine Viertelstunde oder sogar eine halbe Stunde lang sehr unter dem Umherschweifen meiner Gedanken gelitten hatte.


Jetzt leide ich kaum noch auf diese Weise. Denn da mein Herz von der Wahrheit genährt und in ehfrahrungsreicher Gemeinschaft mit Gott gebracht wird, spreche ich zu meinem Vater und zu meinem Freund (so schlecht und unwürdig ich auch bin) über die Dinge, die er mir in seinem kostbaren Wort vor Augen gestellt hat. Es erstaunt mich heute oft, dass ich diesen Punkt nicht schon früher erkannt habe. . . . Aber jetzt, da Gott mich diesen Punkt gelehrt hat, ist es für mich so klar wie alles andere, dass das erste, was das Kind Gottes jeden Morgen tun muss, ist, Nahrung für seinen inneren Menschen zu bekommen.


Was ist nun Nahrung für den inneren Menschen? Nicht das Gebet, sondern das Wort Gottes; und hier wiederum nicht das einfache Lesen des Wortes Gottes, so dass es nur durch unseren Verstand fließt, so wie Wasser durch ein Rohr fließt, sondern das Nachdenken über das Gelesene, das Nachdenken darüber und die Anwendung auf unser Herz.

…

Ich spreche diesen Punkt deshalb so besonders an, weil ich mir bewusst bin, dass ich selbst einen großen geistlichen Gewinn und eine große Erfrischung daraus gezogen habe, und ich bitte alle meine Glaubensbrüder herzlich und feierlich, über diese Sache nachzudenken. Durch den Segen Gottes schreibe ich dieser Methode die Hilfe und Kraft zu, die ich von Gott erhalten habe, um in Frieden durch tiefere Prüfungen zu gehen, als ich jemals zuvor hatte; und nachdem ich nun über vierzehn Jahre diesen Weg ausprobiert habe, kann ich ihn in der Furcht Gottes voll und ganz empfehlen.

Georg Müller, „Spiritual Secrets of Georg Müller“ by Roger Steer


10. Den Text auswendig lernen

"Es gibt keine nützlichere Disziplin als dieser sorgfältige Prozess des Meditierens und Auswendiglernens Vers für Vers. Auswendiglernen ist nicht dasselbe wie Meditation, aber es ist fast unmöglich, dass jemand einen Abschnitt der Schrift auswendig lernt, ohne dass jemand sein oder ihr Verständnis dieser Verse vertieft. Und wenn man sich die Passagen einmal eingeprägt hat, kann man ein Leben lang darüber nachdenken."

Dr. Andrew Davis


11. Den Text künstlerisch zum Ausdruck bringen durch das Formulieren eines Gedichtes oder das Malen eines Bildes


12. Die „Philipper 4:8-Fragen“ stellen:

  • Was daran ist wahr, oder welche Wahrheit wird dadurch veranschaulicht?

  • Was daran ist ehrenhaft?

  • Was daran ist gerecht oder richtig?

  • Was ist das Reine daran, oder wie veranschaulicht es die Reinheit?

  • Was ist das Schöne daran?

  • Was daran ist lobenswert?

  • Was daran ist ausgezeichnet (d.h. übertrifft andere dieser Art)?

13. Die „Joseph-Hall-Fragen“ stellen: Zunächst einmal definieren oder beschreiben, was genau der Punkt des Nachdenkens aus dem Text ist und dann klären:

  • Welches sind seine Bestandteile oder Teile?

  • Was ist seine Ursache?

  • Was kostet er, d. h. was sind seine Früchte und Auswirkungen?

  • Was ist sein Ort, seine Lage oder seine Verwendung?

  • Was sind seine Eigenschaften oder Bedingungen?

  • Was ist konträr, widersprüchlich oder anders als er?

  • Was lässt sich mit ihm vergleichen?

  • Was sind seine Titel oder Namen?

  • Was sind die Zeugnisse oder Beispiele der Schrift über ihn?


14. Eine Mindestanzahl von Erkenntnissen aus dem Text festlegen und dann suchen, bis man sie entdeckt hat. Beispiel: Howard Hendricks (Dallas Theological Seminary) forderte seine Studenten auf, in der nächsten Vorlesung mindestens 25 Beobachtungen zu Apostelgeschichte 1,8 zu machen. Nachdem sie dies getan hatten, sollten sie in der nächsten Stunde 25 weitere Beobachtungen zu dieser ersten Stelle vorlegen. Schließlich erhielten sie die Aufgabe, so viele Beobachtungen zu machen, wie sie über die ursprünglichen 50 hinausgehen konnten. Die meisten dachten, sie hätten Apostelgeschichte 1,8 schon fast ausgeschöpft, doch da verwies Howard Hendricks die Klasse darauf, dass der Allzeitrekord für Beobachtungen von Apostelgeschichte 1,8 bei über 600 liegt.


15. Finde eine Verbindung oder einen roten Faden zwischen allen gelesenen Absätzen oder Kapiteln


16. Frage dich, wie der Text dein aktuelles Problem oder deine aktuellen Fragen anspricht. Lies den Text im Gebet von Psalm 119,18 „ Öffne mir die Augen, damit ich sehe die Wunder in deinem Gesetz!“


17. Meditations Mind-Map machen. Also den Vers, über den man nachsinnt, per mindmap in seinen einzelnen Worten und Aussagen vertiefen


Wie oben schon erwähnt: Manchmal ist es nötig, weniger zu lesen, um mehr zu meditieren.


8 Was bewirkt Meditation?


„Die Worte der Schrift müssen verstanden werden, um angewandt zu werden, aber solange wir sie nicht anwenden, verstehen wir sie nicht wirklich.“

Donald S.Whitney


Gott hat das Wesentliche der Bibel - also die Dinge, die wesentlich sind, um Ihn zu kennen - überdeutlich gemacht. Doch trotz unserer gelegentlichen Schwierigkeiten, Teile der Schrift zu verstehen (siehe 2Petrus 3,16), ist das Verstehen der Bibel nicht unser Hauptproblem. Viel häufiger liegt unsere Schwierigkeit darin, zu wissen, wie wir die klar verstandenen Teile von Gottes Wort im täglichen Leben anwenden können. Was sagt der Text über die Erziehung meiner Kinder aus? Wie sollte die Heilige Schrift meine Entscheidungen und Beziehungen am Arbeitsplatz beeinflussen? Was ist die biblische Perspektive für die bevorstehende Entscheidung, die ich treffen muss? Wie kann ich Gott besser kennen lernen?


"Nehmt jedes Wort so an, als sei es zu euch gesprochen worden. Wenn das Wort gegen die Sünde donnert, so denke ich: „Gott hatte mich dabei im Sinn!“ Viele weisen die Schrift von sich weg, als ob sie nur diejenigen beträfe, die in der Zeit lebten, in der sie geschrieben wurde; wenn ihr aber aus dem Wort Nutzen ziehen wollt, dann lasst es bei euch persönlich Wohnung finden. Eine Medizin taugt nichts, wenn sie nicht angewendet wird.“

Thomas Watson


Beispiel: „Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein!“ (Lukas 23:43) Eine Möglichkeit, wie wir diesen Text anwenden können, ist die Vorbereitung auf den Tod. Wir erkennen, dass es möglich ist, dass der Tod heute kommt, und prüfen dann, ob wir darauf vorbereitet sind. Wir können den Text auch im Hinblick auf die Gegenwart Christi anwenden. Als Christen ist Christus in uns immer gegenwärtig, er ist heute bei uns, auch wenn wir noch nicht im Paradies sind. Wie könnte sich ein neues Bewusstsein der Gegenwart Christi auf meine Gebete oder meinen Ausblick auf den Rest des Tages auswirken?


Meditation führt zur Anwendung

Meditation ist kein Selbstzweck. Dennoch ist das tiefe Nachdenken über die Wahrheit und die geistlichen Realitäten, die uns die Bibel vor Augen führt, der all zu häufig vernachlässigte Schlüssel, damit sie in meinem Leben zur Tat werden.

Es ist durch Meditation - durch Nachsinnen-, dass die biblische Information sich in praktische Anwendung umwandelt.


„Ich will über deine Befehle nachsinnen und auf deine Pfade achten.“

Psalm 119:15


Darum: Immer anwendungsorientierte Fragen zum Text stellen: Sagt dieser Text etwas darüber aus,

…was ich über Gott glauben soll? …worüber ich Gott loben, Ihm danken oder Ihm vertrauen soll? …wo es dran ist, dass ich für mich oder andere bete? …wo ich eine neue Einstellung haben sollte? ...wo ich eine Entscheidung treffen muss? …wo ich etwas um Christus, anderen oder meiner selbst willen tun soll?

Es gibt Zeiten, in denen ein Bibelvers eine so offensichtliche Anwendung auf unser Leben hat, dass sie uns praktisch ins Gesicht springt, an den Schultern packt und uns dazu auffordert, das zu tun, was gesagt ist.


Meistens jedoch muss man dem Vers geduldig Fragen stellen, bis die konkrete Antwort klar wird. Genau ist das ist das Ziel der Meditation.


Glücklich ist der, der … seine Lust hat an der Weisung des HERRN und über seiner Weisung nachsinnt Tag und Nacht.
Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht, und alles, was er tut, gerät wohl.

Psalm 1,1-3



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