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Fasten

Passend zur Fastenzeit, soll es heute um die geistliche Übung des Fastens gehen - dem bereichernden Verzicht.


1 Was ist Fasten?

Per Definition meint Fasten schlicht und einfach eine Zeit, in der man nichts isst.


Fasten ist keine christliche Erfindung. Der bewussten Verzicht auf Nahrung ist in allen möglichen Kulturen bekannt und wird weltweit aus den unterschiedlichsten Gründen praktiziert. Gerade im Westen hat man die letzten Jahre das „Heilfasten“ wieder neu entdeckt.


Das deutsche Wort „fasten“ jedoch ist christlichen Ursprungs und wurde von dem „althochdt. fastēn, das ursprünglich bedeutet „(an den Geboten der Enthaltsamkeit) festhalten“,“ abgeleitet, „wobei die gebotene Enthaltsamkeit als „Fest-Sein“ gedacht wurde. Vgl. auch gotisch fastan „(fest)halten, streng beobachten, bewachen“.“ (Quelle: Wikipedia)


Was sagt die Bibel?

Das Wichtigste vorab:

Fasten ist für uns Christen ein vorübergehender Verzicht auf etwas, das an sich gut ist (Essen), um unser Bedürfnis nach Gott und Seinem Wirken in unserem Leben noch stärker zum Ausdruck zu bringen.

Anders als im Islam können wir trotzdem Christen sein, auch wenn wir nicht fasten, aber es gibt im neuen Testament Hinweise darauf, dass Fasten ganz normal war und dass Jesus damit rechnete, dass dies unter seinen Anhängern praktiziert werden würde.


Sowohl das griechische Wort νηστεύω (nästeuo) im Neuen Testament als auch sein hebräisches Äquivalent aus dem Alten Testament צומ (tzum) meinen „nicht gegessen haben/keine Nahrung zu sich nehmen“.


Im Alten Testament gibt es jedoch noch eine weitere Formulierung für Fasten, die Aufschluss über das Ziel von Fasten gibt: עִנֶה נֶפֶשׁ (inä näfäsh) „Sich selbst demütigen“ (oder wörtlich: die Seele demütigen) (siehe: 3.Mose 16,29, 31; 23,27, 32; 4.Mose 29,7; Jesaja 58,3; Psalm 35,13)


Biblisch gesehen zielt der Verzicht auf Essen also darauf, unseren Stolz zu demontieren. Wir erkennen durch das Fasten, wie abhängig wir (von Gott) und wie unselbstständig wir doch sind. Unsere Wahrnehmung der Realität wird also zurechtgerückt. (Zugleich hat es den praktischen Nebeneffekt, dass wir neu erkennen, wie gut doch Sein Versorgen in unserem Leben ist. Selbst eine trockene Scheibe Brot wird durch Fasten zu einem köstlichen Genuss.)


Vielleicht ist das größte Hindernis für unsere Arbeit unsere selbst eingebildete Kraft; und im Fasten lernen wir, was für arme, schwache Geschöpfe wir sind - abhängig von einer Fleischmahlzeit für die kleine Kraft, auf die wir uns so gerne stützen." (Hudson Taylor)

Der biblische Befund im Überblick:

  • Zur Zeit des Alten Bundes war Fasten etablierte Trauersitte als Ausdruck der Trauer um den Verstorbenen (1. Sam. 31,13; 2. Sam 1,12; 3,35; 12,21).

  • Bevor Mose die Zehn Gebote empfing, verbrachte er vierzig Tage und Nächte mit YHWH auf dem Berg Sinai, ohne zu essen und zu trinken (2. Mose 34,28; 5. Mose 9,9).

  • Daniel fastete bevor er seine Visionen bekam (Daniel 9,3; 10,2 f.,12).

  • einzelne fasteten, um von Befreiung von quälenden Sorge zu erfahren (2. Sam. 12,16 ff.; 1. Könige 21,27; Psalm 35,12; Psalm 69,10).

  • In Zeiten der Not fastete manchmal das ganze Volk, damit Gott das Unglück abwende (1. Sam 7,6; 1. Könige 21,9; Jer. 36,6+9; 2. Chr. 20,3 f.; Jona 3,5 ff. (wo sogar die Tiere fasten).

  • Fasten und Gebet gehen immer Hand in Hand (besonders Bußgebet und Bekenntnis). Es gibt kein wahres Fasten ohne Gebet und die Gebete aus tiefstem Herzen gehen immer einher mit Fasten (Jer. 14,12; Neh. 1,4; Esr. 8,21, 23; Ester 4,16; 1. Sam. 7,6; Neh. 9,1 ff.; Jona 3,8).

  • Das einzige vom Gesetz vorgeschriebene Fasten, das eng mit dem Gottesdienst verbunden war, war das Fasten an Yom Kippur (dem großen nationalen Versöhnungstag) (3. Mose 16:29 ff.; 23:27 ff; 4. Mose 29:7). Das Fasten und die vollständige Arbeitsruhe dauerten den ganzen Tag.

  • Nach der Zerstörung Jerusalems wurden vier Tage im vierten, fünften, siebten und zehnten Monat bestimmt, um an diese nationale Katastrophe zu erinnern. Es waren Tage des Fastens und des Gebets (Sach. 7,3, 5; 8,19).


Die Menschen der Bibel verstanden Fasten also als Ausdruck der Unterwerfung unter Gott, wie die Formulierung „die Seele demütigen“ ja auch deutlich macht. Es wurde als ein Akt der Selbstverleugnung und Selbstdisziplinierung verstanden, um Gott die Herzenshaltung zu zeigen (oder sich der eigenen Haltung bewusst zu werden).


„Wir können das Böse nur dadurch lassen, daß wir das Gutes tun.“ (Adolf Schlatter)

Bei Mose und Daniel war das Fasten eine notwendige Vorbereitung auf den Empfang der Offenbarung. Es machte sie überhaupt erst fähig zur Begegnung mit Gott und zum Hören seiner Worte.


Als Ausdruck der Buße sollte Fasten Gottes Zorn besänftigen und mancher fastete in der Hoffnung, dass Gott dadurch gewähren würde, was sich der Mensch wünschte.


Gerade hierin bestand die Gefahr, das Fasten zu einer materiellen Leistung würde, die nur zum eigenen Vorteil ausgeführt wird. Gott fand jedoch klare Worte für so einen Missbrauch:


"Wenn sie fasten, will ich ihr Schreien nicht hören.“ (Jer. 14:,12)

Jes. 58,1 ff. wettert zudem mit schneidender Schärfe gegen die derzeitige Einhaltung von Fastentagen. Gewinnbringender Handel, Streit, Zank und Gewalt sind trotz der Scheinheiligkeit der äußeren Befolgung zu finden. Es ist kein Wunder, dass YHWH an solchen Riten kein Gefallen hat. Wahres Fasten, das zum Heil führt, ist eine wirkliche Beugung der Seele (V. 5) in moralischem Handeln, im liebevollen Dienst an den Armen und Unglücklichen im Volk. (Vgl. Sach. 7,5 ff. (auch 8,16 f.); 8,19.)


Nichtsdestotrotz wird das Fasten später in der Diaspora unter den Juden eine der wichtigsten religiösen Handlungen und bekommt einen so hohen Stellenwert, dass es für die Heiden eines der Merkmale der Juden wird. Augustus Caesar: „Nicht einmal ein Jude hält das Fasten am Sabbattag so sorgfältig ein wie ich es heute getan habe.“


Es wundert also nicht, dass Jesus das Thema aufgriff und auch Paulus ganz selbstverständlich fastete (bemerkenswerter Weise aber in keinem seiner erhaltenen Briefe über das Fasten schrieb).

Wie lange wurde in der Bibel gefastet?

  • In der Regel ist das biblische Fasten ein Tag lang von morgens bis abends (Richter 20,26; 1. Sam 14,24; 2. Sam 1,12)

  • Ein Beispiel für ein strengeres Fasten von 3 Tagen, einschließlich der Nächte, findet sich in Esther 4,16.

  • Das siebentägige Fasten in 1. Sam. 31,13 beinhaltet nur das Fasten während des Tages bis zum Sonnenuntergang (siehe: 2Sam. 3,35).

  • Aus Psalm 109:24 lässt sich ableiten, dass König David aber auch durchgehende Fastenzeiten von mehreren Tagen kannte: “Meine Knie wanken vom Fasten, mein Fleisch ist abgemagert, ohne Fett."

  • Die 3-wöchige Selbstkasteiung von Daniel 10,2 f. war kein totales Fasten, sondern ein eingeschränkter Verzicht

„Das Fasten setzt den Willen gegen die Begierde durch - die Belohnung ist die Selbstbeherrschung und die Gefahr der Überheblichkeit: Der unfreiwillige Hunger unterwirft Begierde und Wille gemeinsam dem göttlichen Willen, bietet eine Gelegenheit zur Unterwerfung und setzt uns der Gefahr der Rebellion aus. Aber die erlösende Wirkung des Leidens liegt vor allem in seiner Tendenz, den rebellischen Willen zu verringern. Die asketischen Übungen, die an sich den Willen stärken, sind nur insofern nützlich, als sie den Willen befähigen, sein eigenes Haus (die Leidenschaften) in Ordnung zu bringen, als Vorbereitung für die Hingabe des ganzen Menschen an Gott. Als Mittel sind sie notwendig; als Ziel wären sie abscheulich, denn indem sie den Willen an die Stelle des Appetits setzen und damit aufhören, würden sie nur das tierische Selbst gegen das teuflische Selbst austauschen.“ (C.S. Lewis)


Warum Fasten?


4.1 Um auf Gott alleine fokussiert zu sein


Fast überall und zu allen Zeiten hat das Fasten einen hohen Stellenwert gehabt, da es eng mit dem inneren Sinn der Religion verbunden ist. Vielleicht ist dies die Erklärung für den Niedergang des Fastens in unserer Zeit. Wenn der Sinn für Gott schwindet, verschwindet auch das Fasten. (Edward Farrel)

Im Neuen Testament ist Fasten ein Zeichen und Symbol der Bekehrung zu Gott (der Umkehr), das sich im Verborgenen vollzieht. Die eindrucksvolle Zurschaustellung vor den Menschen verfehlt das Ziel des wahren Fastens.


Fasten ist eine Möglichkeit, mit unserem Magen und unserem ganzen Körper zu sagen, wie sehr wir Jesus brauchen, wollen und ihm vertrauen. Es ist ein Weg, um zu sagen, dass wir uns nicht von der Nahrung als Quelle unserer Befriedigung versklaven lassen wollen. Wir können den Verzicht auf das Essen von Zeit zu Zeit nutzen, um auszudrücken, dass Jesus besser ist als das Essen. Jesus ist notwendiger als Essen.


„Der größte Feind des Hungers nach Gott ist (kein subtiles) Gift, sondern Apfelkuchen. Es ist nicht das Bankett der Bösen, das uns den Appetit auf den Himmel verdirbt, sondern das endlose Knabbern am Tisch der Welt. Es sind nicht die Filme ohne Jugendfreigabe, sondern die Trivialitäten zur Hauptsendezeit, die wir jeden Abend zu uns nehmen. Es gibt soviel Unheil, das Satan anrichten kann, doch was Gott benennt, als das, was uns vom Festmahl Seiner Liebe fern hält, ist ein Stück Land, ein Joch Ochsen oder eine Liebesbeziehung (Lk 14,18-20).

Der größte Widersacher der Liebe zu Gott sind nicht Seine Feinde, sondern Seine Gaben. Und die tödlichsten Begierden sind nicht nach dem Gift des Bösen, sondern nach den einfachen Freuden der Erde. Denn wenn diese den Appetit auf Gott selbst ersetzen, ist die Abgötterei nahezu unerkennbar und fast unheilbar.


„Jesus sagte, dass einige Menschen das Wort Gottes hören und in ihrem Herzen wird ein Verlangen nach Gott. Aber dann "durch Sorgen und Reichtum und Vergnügungen des Lebens erstickt werden und nichts zur Reife bringen." (Lukas 8,14). An anderer Stelle sagt er: und die Sorgen der Zeit und der Betrug des Reichtums und die Begierden nach den übrigen Dingen kommen hinein und ersticken das Wort, und es bringt keine Frucht." (Markus 4,19). "Die Vergnügungen dieses Lebens" und "die Begierden nach den übrigen Dingen" - diese sind nicht böse in sich selbst. Das sind keine Laster. Sie sind Gaben Gottes. Es sind die grundlegenden Dinge wie Fleisch und Kartoffeln und Kaffee und Gartenarbeit und Lesen und Dekorieren und Reisen und Investieren und Fernsehen und Internet-Surfen und Einkaufen und Sport treiben und Sammeln und Unterhalten. Und all diese Dinge können zu einem tödlichen Ersatz für Gott werden.“ (Übersetzung und zusammenfassende Paraphrase nach John Pipers „Hunger for God“)


Alles kann also der wahren Nachfolge im Wege stehen - nicht nur das offensichtlich Böse. Das Gute kann der Feind des Besten sei. Deshalb ist es so wichtig, unsere Herzen zu prüfen.




4.2 Zur Prüfung unseres Herzens

Die wohl bekannteste Prüfungsgeschichte der Bibel ist die Opferung Isaaks. Hier stand Abrahams Herzenshaltung auf dem Prüfstand. Doch warum eigentlich musste diese Prüfung passieren, wenn Gott doch die Herzen kennt?


C. S. Lewis beantwortet die Frage wie folgt:

"Wenn Gott allwissend ist, muss er gewusst haben, was Abraham tun würde, ohne jedes Experiment; warum dann diese unnötige Folter?" Der hl. Augustinus weißt darauf hin, dass - unabhängig davon, was Gott schon im Voraus wusste - Abraham selbst jedenfalls nicht wusste, dass dieser (sein) Gehorsam einem solchen Befehl standhalten würde, bis das Ereignis ihn lehrte; und von dem Gehorsam, von dem er nicht wusste, dass er ihn wählen würde, kann (ohne diese Erfahrung) nicht gesagt werden, dass Abraham ihn (bewusst) gewählt hat. Die Realität von Abrahams Gehorsam war die Handlung selbst; und was Gott wusste, weil er wusste, dass Abraham "gehorchen würde", war Abrahams tatsächlicher Gehorsam auf dem Berggipfel in jenem Augenblick. Zu sagen, dass Gott "das Experiment nicht hätte versuchen müssen", würde bedeuten, dass das, was Gott weiß, nicht zu existieren braucht, weil Er es weiß. (C.S. Lewis, The problem of pain)

Oder anders gesagt:


„Wir täuschen uns leicht darüber, Gott zu lieben, wenn unsere Liebe nicht auf die Probe gestellt wird, und wir werden unsere (wahren) Vorlieben nicht nur mit Worten zeigen, sondern mit Opfern.

Zugegeben, das Opfer eines Sohnes sagt mehr aus als das Opfer eines Sandwiches. Aber das Prinzip ist dasselbe. Und viele kleine Taten, bei denen man die Gemeinschaft mit Gott dem Essen vorzieht, können eine Gewohnheit der Gemeinschaft und der Zufriedenheit werden, die einen für das letzte Opfer bereit machen. Dies ist eine Möglichkeit, wie das Fasten in all unseren Taten der Liebe zu Gott dienlich wird. Es hält in uns das Organ scharf, das unsere Vorlieben überwacht. Es lässt das Thema nicht ruhen. Es zwingt uns, immer wieder zu fragen: Habe ich wirklich Hunger nach Gott? Vermisse ich ihn? Habe ich Sehnsucht nach ihm? Oder habe ich begonnen, mich mit seinen Gaben zu begnügen? Christliches Fasten dient dazu, zu erkennen, welche Sehnsüchte uns wirklich treiben.“ (John Piper, Hunger for God)


Das Gebet ist das Ausstrecken nach dem Unsichtbaren; das Fasten ist ein Loslassen von allem, was sichtbar und zeitlich ist. Das Fasten hilft, den Entschluss auszudrücken, zu vertiefen und zu bestätigen, dass wir bereit sind, alles zu opfern, sogar uns selbst, um das zu erhalten, was wir für das Reich Gottes suchen. (Andrew Murray)


4.3 Fasten im Gesuch um Gottes mächtiges Eingreifen

In Apostelgeschichte 13,1-3 wird auf wunderbare Weise veranschaulicht, wie das Fasten dazu beitrug, dass Gott weltverändernd eingriff. Hier heißt es:

"Es waren aber in der Gemeinde zu Antiochia Propheten und Lehrer, Barnabas, Simeon, der Niger genannt wurde, Luzius von Kyrene, Manaen, ein lebenslanger Freund von Herodes dem Tetrarchen, und Saulus. Während sie den Herrn anbeteten und fasteten, sagte der Heilige Geist: "Sondere Barnabas und Saulus für mich aus für das Werk, zu dem ich sie berufen habe." Nachdem sie gefastet und gebetet hatten, legten sie ihnen die Hände auf und schickten sie los."


Es scheint, dass die Leiter der Gemeinde fasteten, um Gott ihr eigenes Bedürfnis, ihre Sehnsucht und ihr Verlangen nach Gottes Führung für missionarische Durchbrüche mit ihrem Körper zum Ausdruck bringen wollten. Gott reagierte mit einer Antwort, die die Welt völlig veränderte, denn die Mission von Barnabas und Saulus (oder Paulus) war eine der wichtigsten missionarischen Unternehmungen in der Weltgeschichte. Die Ausbreitung des Evangeliums erreichte das westliche Römische Reich, und seit diesem Durchbruch ist in der Welt nichts mehr so, wie es einmal war.

Weitere Beispiele aus der Bibel:

  • Esther (Esther 4,16) und Nehemia (Nehemia 1,4) bevor sie vor den König traten Mordechai und die Juden fasteten, als sie von Hamans Plan hörten, die Juden vernichten zu wollen (Esther 4:3)

  • In Richter 20,26 fasteten die Israeliten, um weitere Anweisungen von Gott zu bekommen

  • In Apostelgeschichte 14,23 fasteten Paulus und Barnabas um Führung in den Entscheidungen zu bekommen, welche Personen als Älteste berufen werden sollten.


4.4 Fasten als Hingabe und Überwindung von Bindungen

Gibt es schlechte Gewohnheiten, die du einfach nicht los wirst? Dann kann das Fasten und das damit einhergehende neue Ausrichten (siehe Punkt 1) der Anfang sein, um endlich in Freiheit zu kommen. Es ist eine geistliche Kampfansage an unser „Fleisch“ und zugleich ein Weg, unsere geistliche Sehschwäche zu korrigieren.


Vater lass mich schwach sein, auf dass ich die Kraft verliere zum Umklammern von weltlichen Dingen. Mein Leben, mein Ansehen, mein Besitz – Herr, nimm hinweg von mir die Neigung meiner Hand zum Ergreifen und Festhalten. Ach, dass doch von mir weiche das Verlangen schon nach dem bloßen Streicheln! Wie oft habe ich den festen Griff gelockert, nur um mir das zu erhalten, was ich in „harmlosem“ Verlangen so schätzte - das streichelnde Berühren. Nein, öffne vielmehr meine Hand zum Aufnehmen des Kreuzigungsnagels, Vater, wie die Hand Jesu Christi – auf das ich, in dem ich alles loslasse, selber losgelassen werde, los von allem, was mich jetzt noch bindet. Auch bei Ihm war das Sinnen und trachten auf den Himmel gerichtet, ja, auf die Gleichheit mit Dir, nicht auf Dinge, die man umklammert. So gibt denn, Vater, dass ich loslasse. (Jim Elliot)

4.5 Als Ausdruck unserer Sehnsucht nach Jesu Wiederkunft


In Matthäus 9,14–17 wird deutlich, dass das neutestamentliche Fasten ein anderes ist, als das des Alten Testaments:

Dann kommen die Jünger des Johannes zu ihm und sagen: Warum fasten wir und die Pharisäer oft, deine Jünger aber fasten nicht? Und Jesus sprach zu ihnen: Können etwa die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen weggenommen sein wird, und dann werden sie fasten. Niemand aber setzt einen Flicken von neuem Tuch auf ein altes Kleid; denn das Eingesetzte reißt von dem Kleid ab, und der Riß wird schlimmer. Auch füllt man nicht neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißen die Schläuche, und der Wein wird verschüttet, und die Schläuche verderben; sondern man füllt neuen Wein in neue Schläuche, und beide bleiben zusammen erhalten. ”


Das scheint darauf hinzuweisen, dass das christliche Fasten eine Art ist, unsere Sehnsucht nach der Wiederkunft des Bräutigams, Jesus Christus, unseres Königs, auszudrücken. Das ist die Verbindung zwischen dem Fasten und dem zweiten Kommen Christi. (Wichtig dabei ist, was auch durch den Abschnitt deutlich wird, dass wir nicht fasten, um Gottes Aufmerksamkeit zu bekommen. Die haben wir auch ohne Fasten.)

Hast du einen Hunger nach Gott? Wenn wir kein starkes Verlangen nach der Offenbarung der Herrlichkeit Gottes verspüren, liegt das nicht daran, dass wir schon tief von ihr getrunken haben und zufrieden sind. Es liegt daran, dass wir so lange am Tisch der Welt geknabbert haben. Unsere Seele ist vollgestopft mit kleinen Dingen, und es ist kein Platz mehr für das Große. Wenn wir voll sind von dem, was die Welt bietet, dann kann ein Fasten vielleicht den Appetit unserer Seele auf Gott ausdrücken oder sogar steigern. Zwischen den Gefahren der Selbstverleugnung und der Selbstverliebtheit liegt der Weg des angenehmen Schmerzes, der Fasten heißt. (John Piper)

Wie sieht also das „neue“ Fasten für uns Christen aus?


Das „christliche Fasten“ hat einen anderen Blickwinkel. Das Neue ist die Tatsache, dass all unser Handeln nun dem bereits vollbrachten Werk des Bräutigams entspringt. Die Sehnsucht, das Verlangen und der Schmerz des alten Fastens beruhten nicht auf der herrlichen Wahrheit, dass der Messias schon gekommen war. Die Trauer über die Sünde, die Sehnsucht nach Erlösung aus der Gefahr und die Sehnsucht nach Gott, die das alte Fasten inspirierten, basierten noch nicht auf dem großen vollendeten Werk des Erlösers und der großen Offenbarung seiner Wahrheit und Gnade in der Geschichte - der Guten Nachricht.


Diese Dinge lagen alle noch in der Zukunft. Aber nun ist der Bräutigam gekommen. Und mit seinem Kommen hat er den entscheidenden Schlag gegen Sünde, Satan und Tod vollführt.


Die ersten Früchte dessen, wonach wir uns sehnen, sind schon da. Die Anzahlung dafür ist bereits geleistet. Die Fülle, nach der wir Menschen uns sehnen und für die die meisten fasten, ist in der Geschichte erschienen, und wir haben Seine Herrlichkeit gesehen. Für uns liegt sie nicht mehr erst in der Zukunft. Wir fasten nicht mehr aus einer innere Leere heraus, um uns zu füllen. Christus ist bereits in uns - die Hoffnung der Herrlichkeit (Kolosser 1,27). Wir sind "versiegelt ... mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der [jetzt!] zum Unterpfand unseres Erbes gegeben ist" (Epheser 1,13-14; siehe auch 2. Korinther 1,22; 5,5) Wir Christen fasten, um uns den erwartungsvollen Blick auf die verheißene Zukunft zu erhalten - auf den Tag, wenn Jesus wiederkommt. Der große Tag, an dem es heißen wird: „Seht, ich mache alles neu.“ (Offenbarung 21,5)


Wie sollen wir fasten?


In Matthäus 6,16-18 sagt Jesus:

Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht finster dreinschauen wie die Heuchler; denn sie verunstalten ihr Gesicht, damit man ihr Fasten sieht. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn empfangen. Wenn ihr aber fastet, dann salbt euer Haupt und wascht euer Gesicht, damit euer Fasten nicht von anderen gesehen wird, sondern von eurem Vater, der im Verborgenen ist. Und euer Vater, der im Verborgenen sieht, wird euch vergelten.


Jesus bestand darauf, dass Fasten nicht dazu dient, andere Menschen zu beeindrucken. Vielmehr sollten wir so viel wie möglich tun - unser Gesicht waschen, unser Haar kämmen - um zu verhindern, dass andere Menschen erfahren, dass wir fasten. Das gibt dem Fasten für Christen eine klare Ausrichtung auf Gott, und in diesem Sinne ist das Fasten eine großartige Prüfung und Zeugnis vor der unsichtbaren Welt, dass Gott für uns real ist, denn in vielen Situationen ist Gott die einzige Person, die weiß, dass man fastet. Die Disziplin des Fastens ist folglich nicht dazu da, andere zu beeindrucken, sondern etwas, das seinen Platz alleine zwischen uns und Gott hat.


Ein Weg, um zu erkennen, wie maßlos wir sind, ist zu fasten. Der ist ein langer Tag, der nicht durch die üblichen drei Mahlzeiten unterbrochen wird. Man stellt fest, wie erstaunlich viel Zeit mit der Planung, dem Einkauf, der Zubereitung, dem Essen und dem Aufräumen von Mahlzeiten verbracht wird. (Elizabeth Elliot)

Praktische Hinweise:


Wie anfänglich schon erwähnt, wird das Fasten inzwischen auch aus gesundheitlichen Gründen praktiziert. Unter dem Stichwort „Intervallfasten“ findet man deshalb viele hilfreiche Tipps im Internet.


Einiges, das für uns sehr hilfreich war, haben wir euch hier zusammengefasst (Wichtig: Es handelt sich hierbei um Tipps für ein Fasten mit totalem Verzicht auf Essen)


  • Was sollte man vor dem Fasten am besten essen? Für uns hat es sich bewährt, als letzte Mahlzeit vor dem Fasten keine Kohlenhydrate, sondern Proteine (Eiweiß) mit Gemüse zu uns zu nehmen. Das hat zum einen den Grund, dass dadurch das Sättigungsgefühl länger anhält und zum anderen werden Proteine langsamer verdaut, was generell dazu führt, dass sich das Gefühl, dass “der Magen sich selbst auffrisst“ wesentlich später oder gar nicht einstellt.

  • Was darf ich während des Fastens zu mir nehmen? Rein "technisch" gesehen bricht alles, was mehr als 3 Kalorien hat, dein Fasten. Wir haben deshalb meistens nur Wasser, ungesüßte Tees oder Kaffee (ohne Milch und Zucker) getrunken. Wenn man anfänglich Probleme mit dem Kreislauf hat, hilft es, wenn man eine Prise Salz ins Wasser gibt.

  • Wie sollte man am Besten ein Fasten brechen? Je länger man fastet, desto sensibler reagiert der Körper auf das Essen, das man ihm zuführt. Es ist deshalb zu empfehlen, erst einmal eine Brühe zu sich zu nehmen, um dem Verdauungssystem einen sanften Einstieg ins "Wiederessen" zu geben. Nach einer Stunde kann man dann langsam etwas essen. Wir haben die besten Erfahrungen damit gemacht, uns langsam mit einem gekochten Ei oder anderem magerem Eiweiß „vorzutasten“ - alles andere ging im wahrsten Sinne des Wortes "nach hinten los“.

Wir müssen der Vollständigkeit halber darauf hinweisen, dass Menschen, denen es gesundheitlich nicht gut geht, das Fasten besser vorher mit ihrem Arzt absprechen sollten. Das gilt besonders bei durchgängigem Fasten über mehrere Tage.




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