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Anbetung

Anbetung. Ein Wort, das man meistens im Kontext von Worship hört. Doch was ist Anbetung eigentlich? Und: Worin unterscheidet sich Anbetung von Gebet? Folgendes haben wir dazu gefunden:

1. Definition und Ursprung

Die Schriften des hebräischen Alten Testaments gebrauchen primär einen Begriff für die Anbetung Gottes: שָׁחָה (Shaacha) „(sich) niederwerfen“. Später, zu Jesu Zeit, gab es eine Sprache, die im ganzen Mittelmeerraum gesprochen wurde und wie heute Englisch die Völker verband: Griechisch. Deshalb sind die Schriften des Neuen Testaments in Griechisch verfasst und es gab zur Jesu Zeit eine Übersetzung des Alten Testaments in’s Griechische, die sehr weit verbreitet war: Die Septuaginta. Der griechische Ausdruck für anbeten ist προσκυνέω (prosküneo). „κυνέω“ (küneo) steht in Verbindung zu κύων (küoon) „küssen; wie ein Hund die Hand des Herrchens lecken“ und meint zugleich „zusammenkauern“, weshalb man es prinzipiell als „unterwürfiges niederbeugen“ verstehen kann. Es ist nicht nur der am meisten gebrauchte Begriff für anbeten im Neuen Testament, sondern wurde in der Septuaginta auch als häufigste Übersetzung für שָׁחָה (Shaacha) benutzt. Am zweitmeisten findet man Worte, die sich alle von σέβομαι (sebomai) (verehren) ableiten. Der Begriff selbst hat im Kern das Wort „Angst“ und meint deshalb „Ehrfurcht/Achtung haben“. Zu guter letzt ist da dann noch der Begriff λατρεύω (latreuoo), der im Ursprung „für einen Lohn Dienst tun“ meinte und in der Septuaginta vor allem für die Anbetung durch den Dienst mit Opfergaben gebraucht wurde.

„Anbetung“ dem biblischen Wortlaut nach meint also: „Sich unterwerfen“, was durch den körperlichen Ausdruck von Verbeugen und durch Opfergaben zum Ausdruck kam.


Stiftshütte (Nachbau)

2. Biblische vs. heidnische Anbetung

Anbetung, das ehrfürchtige Niederwerfen vor Gott, war in der Regel damit verbunden, an der Stiftshütte (und später am Tempel) Opfergaben zu bringen. Doch dabei gab es einen wichtigen Unterschied zu allen heidnischen Religionen dieser Weltgeschichte: Man brachte diese Opfer nicht, um von Gott etwas Gutes zu bekommen, sondern weil man Gutes empfangen hatte.

Die heidnische Religionen sind sich ja alle einig: Was auch immer an Opfern gebracht wird, soll dazu dienen, die Geister gut zu stimmen (sie zu manipulieren), damit man bekommt, was man möchte.


Die Anbetung Gottes (JHWHs) hingegen war genau umgekehrt gedacht: Gott versprach den Israeliten (materiellen) Segen zu geben, und ihre Anbetung würde darin bestehen, Ihm aus Dankbarkeit und als Zeichen des Vertrauens einen Teil davon „zurückzugeben“ (z.B. den Zehnten oder die Erstlinge der Ernte). „…damit du lernst, den HERRN, deinen Gott, alle Tage zu fürchten.“ (5. Mose 14,23)

„Ehrfurcht“ vor Gott - dieser gesunde Respekt aus der Erkenntnis Seiner Heiligkeit und gleichzeitig die Anerkennung und das Bewusstsein Seines treuen Versorgens scheint also etwas zu sein, das wir Menschen lernen müssen. Die Opfergaben sollten dabei helfen, Gottes gütiges Handeln uns gegenüber nicht einfach zu vergessen und gleichzeitig Vertrauen beibringen:

„Die Opfergabe in meiner Hand ist der Beweis, dass Gott mich versorgt hat. Er wird mich auch in Zukunft nicht hängen lassen!“


Während die anderen Religionen also alle damit beschäftigt waren (und sind), sich um die Zukunft zu sorgen, wollte Gott die Israeliten lehren, „Inventur“ ihres bisherigen Segens zu machen und zu schauen, was sie davon in Dankbarkeit an Gott zurück- oder in Seinem Namen an andere weitergeben konnten. Denn Gott will segnen und hat gesegnet. Wir brauchen Ihn nicht erst durch Opfergaben dazu manipulieren.


Der große Fehler, den Israel immer wieder beging, war, Gott wie einen Götzen zu behandeln. Ihm, der schon zugesagt hat, helfen zu wollen, etwas zu geben, damit Er ihnen wohlgestimmt sei. Doch das ist keine Anbetung, sondern eine Beleidigung! (Wie, wenn wir einem uns lieben Menschen von Herzen helfen und er uns danach Geld in die Hand drücken will.)


3. Anbetung heute

Im Neuen Testament setzt sich dieses Verständnis von Anbetung durch Opfer fort. Jedoch in einer neuen Form:


„Was ist Anbetung? Ich wage zu behaupten, dass ein Großteil der Kirche nicht versteht, was echte Anbetung ist. Viele Christen setzen Anbetung mit dem Singen von Liedern gleich, und obwohl der Lobpreis in Liedern wichtig ist … ist das Singen nur eine der Ausdrucksformen der Anbetung.


In Römer 12 appelliert der Apostel Paulus an die Christen in Rom im Bezug darauf, was echte Anbetung ist. In Römer 12,1-2 heißt es: "Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer, das ist euer geistlicher Gottesdienst. Seid nicht dieser Welt gleichförmig, sondern verwandelt euch durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr durch Prüfung erkennt, was der Wille Gottes ist, was gut und wohlgefällig und vollkommen ist.


Zunächst appelliert Paulus an "Gottes Barmherzigkeit", mit anderen Worten: Weil Gott dir Barmherzigkeit erwiesen hat, solltest du ein wahrer Anbeter sein. Vielleicht dachte Paulus an das, was Jesus einer Frau sagte, die sich nicht sicher war, wo und wie sie anbeten sollte.

Johannes 4:22-24 "Ihr betet an, was ihr nicht kennt... Es kommt aber die Stunde und ist schon da, in der die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden; denn der Vater sucht solche, die ihn anbeten. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“

Jesus hat dargelegt, was wahre Anbetung ist: Zuerst muss man Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten. Das bedeutet, dass man versteht, wer Gott ist und was seine Gottheit bedeutet. Echte Anbetung ist also mehr als das Singen von Liedern, echte Anbetung beinhaltet das, was im Römerbrief steht: "Euer Leib als lebendiges Opfer."


Opfer waren etwas, was die Gläubigen des ersten Jahrhunderts verstanden, aber Opfer wurden normalerweise getötet. Als Paulus also von "lebendigem Opfer" sprach, meinte er damit, dass wir ein heiliges und gottgefälliges Leben führen sollten, indem wir dem Heiligen Geist folgen. Jesus hat den Geist gegeben, damit wir befähigt werden, Gott unser Leben zu opfern.


Paulus fährt im Römerbrief fort und erklärt uns, wie es aussieht, wenn man Gott seinen Körper zurückgibt. Man passt sich nicht mehr der Welt an. Das bedeutet, dass du im Takt eines anderen Trommlers marschierst, nämlich des Heiligen Geistes, der dich zu Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Güte, Freundlichkeit und all den anderen Dingen führt, die wir in Galater 5 als "Früchte des Geistes" finden.“

Pastor Rich Lammay

4. Worship, Lobpreis, Anbetung - alles das Gleiche?


Sowohl Anbetung als auch das weit verbreitete englische Wort für Anbetung worship wird in Deutschland in der Regel ausschließlich für das Singen von (geistlichen) Liedern verwendet. Grundsätzlich hat der Begriff eine tolle Bedeutung: To ascribe worth (Wert zuschreiben). Also eine Handlung, durch die zum Ausdruck kommt, wieviel mir Gott wert ist.

Da merkt man allerdings gleich, wie dünn das Eis wird, wenn wir von Anbetung reden. Das Singen von Liedern ist lediglich ein kleiner Aspekt von Anbetung, aber definitiv nicht so zentral, wie es heute propagiert wird. Die echte Anbetung - in Wahrheit und im Geist - ist das lebendige Opfer unseres ganzen Lebens (siehe oben). Wäre mit Worship einzig und allein das Singen von Liedern gemeint, dann wäre unser „Wert zuschreiben“ an Gott ja per Definition wirklich nur eine Reihe von Lippenbekenntnissen, mit schöner Musik untermalt.

„Dies Volk naht sich zu mir mit seinem Munde und ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir“

(Matthäus 15,8; Jesaja 29,13)


Im Deutschen wird darüber hinaus noch der Begriff „Lobpreis“ verwendet, also Gott gegenüber unsere Begeisterung ausdrücken (Ihn loben) und Ihn vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt anpreisen (wie ein Verkäufer auf dem Markt die Qualität seiner Ware).


Das heißt, Lobpreis ist immer damit verbunden, dass wir gerade auch wirklich an das Denken, was Gott getan hat. Wenn wir also Lieder singen und dabei nicht an Gottes Taten denken, ist das kein Lobpreis und schon gar keine Anbetung!


Die Praxis des Liedersingens hat übrigens ihren Ursprung in den Psalmen und die benennen selbst den Grund dafür, weshalb man Lieder für Gott schreiben soll:

Singt dem HERRN ein neues Lied, denn er hat Wunder getan! (Psalm 98:1)

Singt ihm ein neues Lied; spielt schön auf den Saiten mit Jubelschall! Denn richtig ist das Wort des HERRN, und all sein Werk [geschieht] in Treue. (Psalm 33:3-4)

Auch hier sieht man wieder den rückwärts gerichteten Blick auf das, was Gott schon getan hat. Die Anbetung des Gottes, der real in unserer Geschichte eingreift und den wir deshalb loben.

Lobpreis/worship hat also nichts - aber auch gar nichts - damit zu tun, dass wir Lieder singen „um in Gottes Gegenwart zu kommen“, „Ihn zu spüren“ etc. König David tanzte vor der Bundeslade, weil er so begeistert von Gott war - nicht um von Ihm begeistert zu werden (oder in sich selbst künstlich das Gefühl von Begeisterung und Liebe zu Gott zu produzieren).

Die Gefahr besteht nun darin, dass wir, wenn wir uns in unseren Kirchengebäuden versammeln, um zu singen und unsere Hände zur Anbetung zu erheben, vielleicht nicht wirklich den Jesus der Bibel anbeten. Stattdessen beten wir vielleicht uns selbst an.

David Platt; Radical: Taking Back Your Faith from the American Dream


Schlussgedanken:

Anbetung ist in ihrer einfachsten Form die Verehrung Gottes und das bewusste Anerkennen dessen, was Er getan hat. In Seiner Schöpfung, in unserer Erlösung und in jedem kleinen Moment unseres alltäglichen Lebens. Anbeten bedeutet, sich Ihm zu unterwerfen, als Antwort auf Sein treues, liebevolles und allmächtiges Handeln. Anbetung ist nicht das Gleiche wie Gebet - aber echte Anbetung kann nur mit einem Gebet beginnen. Dem Gebet darum, dass Er uns die Augen für Ihn öffnet, uns zeigt, wo wir Ihm von Seinem Segen zurückgeben können und ihn bitten, von Ihm verändert zu werden, nach Seinem Willen. DAS ist wahre Anbetung und nur DAS wird in uns wahre Liebe und wahre Ehrfurcht vor IHM wachsen lassen - unserem allmächtigen Schöpfer, liebevollen Vater, Erretter, Erlöser und Anfänger und Vollender unseres Glaubens!

Gebet ist Flehen - Anbetung ist Bewunderung.
Gebet ist eine Bitte - Anbetung ist Dank für die Erhörung der Bitte.
Gebet ist ein Gespräch mit Gott - Anbetung ist ein Ausdruck der Dankbarkeit für das Ergebnis des Gesprächs.
Gebet ist auf die Zukunft gerichtet - Anbetung ist Ehrfurcht aus dem Zurückschauen.
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